2009 Wie wichtig es ist, ERNST zu sein
frei nach Oscar Wilde
Um ungestört ihren Vergnügungen nachzugehen, konstruieren die beiden Dandys Algernon und Jack ein Doppelleben. Während Algernon einen kranken Freund namens Bunbury erfindet, um seinen Verpflichtungen zu entkommen und sich auf dem Land zu amüsieren, beruft sich Jack auf einen erdachten missratenen Bruder namens Ernst, um seinem Landsitz zu entfliehen und das Nachtleben in der Stadt zu genießen, wo er den falschen Namen „Ernst“ benutzt. Als Algernons Cousine Gwendolen sich in Jack verliebt und ihm aufs Land nachreist, kommt das Lügengebäude ins Wanken. Als sich dann auch Jacks Mündel Cecily in Algernon verliebt und beide Frauen den jeweiligen Verlobten für „Ernst“ halten, stürzt es vollends ein.
In Oscar Wildes 1895 uraufgeführte Komödie wird gezeigt, dass wer man ist, und wer man sein sollte, durch Klassenbewusstsein, einen strengen moralischen Verhaltenskodex und ein starres Korsett von Etikette und Stil geregelt wird. Jedoch werden die bestehenden Verhältnisse nicht auf den Kopf gestellt, stattdessen stellt man sich selbst auf den Kopf und lügt, so viel und lang man kann. So sind die Lüge und brillante rhetorische Improvisation die Mittel, mit denen ein komplexes Doppelleben gemeistert und der Schein gewahrt wird.
Am Ende können die Zuschauer und die Charaktere nur so staunen, wer da alles etwas zu verheimlichen hat.