Seit dem 01.10. gastiert im Bismarck-Gymnasium die Wanderausstellung „Man wird ja wohl noch sagen dürfen …“. Die Ausstellung wurde vom Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg (DZOK) in Ulm konzipiert und stellt demokratiefeindliche und menschenverachtende Begriffe aus der Zeit des Nationalsozialismus dem heutigen Sprachgebrauch gegenüber. Aber nicht nur die Parallelen zwischen damals und heute sollen in der Ausstellung gezeigt werden, sondern auch eigentlich neutrale Begriffe, die durch ihre instrumentalisierte Bedeutung als Waffe benutzt werden können. Die Auseinandersetzung mit Sprache und ihrer Verwendung in sozialen Medien, im Alltag und in der Politik sind zentraler Bestandteil der Ausstellung.
Dieses Thema griff auch Prof. Dr. Rolf-Ulrich Kunze vom Department für Geschichte am KIT in seinem Vortrag vor Schüler*innen der Jahrgangsstufen 1 und 2 und dem Helmholtz-Gymnasium auf. Am Beispiel des Wortes „Nazi“ zeigte er in einem ersten Schritt die Verwendung und Bedeutung des Begriffs auf, um in einem weiteren Schritt schließlich differenziert seine vorherigen Analyseschritte am Begriff der „Abstammung“ zu beleuchten. Hierbei stellte er die Formulierungen der Parteiprogramme von NSDAP, NPD und AFD gegenüber und zeigte Parallelen und Unterschiede auf. Im abschließenden Gespräch ging Kunze zudem auf die Bedeutung sprachlicher Aspekte in Hinblick auf ein mögliches Verbotsverfahren der AfD ein.
Sowohl die Ausstellung als auch die Begleitveranstaltung zeigen, wie bedeutsam die Auseinandersetzung mit dem Sprachgebrauch ist, da viele Begriffe von ihrer ursprünglichen Bedeutung in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen und damit demokratiefeindliche Begrifflichkeiten salonfähig werden.
Oder wie es der Philologe Victor Klemperer 1947 in seinem Werk „Lingua Tertii Imperii“ (Die Sprache des Dritten Reichs) formulierte:
„Worte können sein wie winzige Arsendosen: Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“
Tobias Markowitsch