Die Theater-AG des Bismarck-Gymnasiums
Die Leiterin:
Mein Name ist Paraskevi Shea, ich unterrichte Englisch und Deutsch und bin seit 2004 beim Bismarck-Gymnasium Karlsruhe.
Als mich 2006 mein Kollege Joachim Held fragte, ob ich an der Theater-AG interessiert sei, zögerte ich nicht und sagte in meinem jugendlichen Leichtsinn sofort zu, ohne zu wissen, was da auf mich zukommen würde.
Denn, nicht nur hatte ich bis dato außer einem kurzen Auftritt in „As you like it“ während des Anglistikstudiums keinerlei Bühnenerfahrung, ich war zudem hoffnungslos blauäugig, welcher Aufwand mich erwarten würde. Außerdem war selbst der damalige Auftritt eher ein „Unfall“ gewesen, denn eigentlich wollte ich nur die Kostüme nähen. Doch das Schicksal wollte wohl, dass ich mich mit dem Theater auseinandersetzte – als Griechin vertraue ich natürlich dem Schicksal und so musste ich mir überlegen, welches unser erstes Stück sein sollte.
Ich entschied mich für Oscar Wildes „The Importance of Being Earnest“, denn ich war der Ansicht, man könne damit gar nicht scheitern. Im Notfall, so dachte ich, könnte man Wilde vorlesen ohne Gefahr zu laufen, das Publikum zu langweilen.
Womit ich nicht gerechnet hatte, war die vorherrschende Skepsis der Schüler gegenüber meinem Fokus aufs Spiel. Die Schüler waren nämlich der Meinung, dass es durchaus reichte, wenn sie den Text auswendig könnten und ihn dann auf der Bühne stehend, sitzend oder gehend untermalt mit der ein oder anderen Gestik und Mimik vorbrächten. Womit ich auch nicht gerechnet hatte, war, dass die Hälfte meiner Schauspieler aufgrund eines Schüleraustausches bei der Premiere und den Hauptproben nicht in Deutschland sein würden. Da blieb uns nichts anderes übrig, als das Ganze auf das nächste Schuljahr zu verschieben.
So unternahmen wir im Jahr 2008/9 mit dem gleichen Stück, zum Teil etwas anderer Besetzung und einiges mehr an Theaterwissen meinerseits – schließlich nutzte ich das Jahr um an der einen oder anderen Theaterfortbildung teilzunehmen – einen zweiten Versuch, der dann zum Glück in einer sehr gut besuchten und durchaus gelungenen Premiere mündete.
Diese Erfahrung war für die Schüler und auch für mich äußerst wichtig, denn ins neue Jahr und damit auch ins neue Stück konnte ich die Gewissheit mitnehmen, dass – selbst wenn die Schüler eine Woche vor der Aufführung den Text noch nicht beherrschten – am Ende alles gut würde, und die Schüler konnten aufgrund dieses ersten Erfolges mir als Leiterin trauen.
Meine Theater-AG war geboren.
Obwohl ich weiterhin eifrig Theaterfortbildungen besuchte, hatte ich stets das Gefühl, dass ich meinen Schülern nicht gerecht wurde, denn sie brachten eine ungeahnte Motivation in die AG, opferten so viele Stunden ihrer Freizeit (wie sie wohl kaum für Englisch oder Deutsch je für mich aufgebracht hätten) und hatten es deshalb meiner Meinung nach verdient, dass sie die bestmöglichste Betreuung bekämen.
Aus diesen Überlegungen heraus beschloss ich die dreijährige Zusatzausbildung zur Theaterleiterin anzutreten – schließlich hatte ich für meine anderen Fächer fünf Jahre studiert um diese unterrichten zu können.
Bis heute habe ich die Mühen und Kosten nicht bereut. Es hat sich gelohnt und ich kann wohl sagen, dass meine Schüler davon profitieren. Endlich konnte ich und kann es heute noch voller Überzeugung die unmöglichsten Übungen von ihnen einfordern und ihnen deren Zweck erklären und schon habe ich eine Aula voll von hüpfenden Schülern, die Hase spielen oder Affen sind, Schülern die Bauch an Bauch oder Po an Po kleben, auf Befehl zu Boden sinken oder einen Mob bilden. Es gibt nichts Schöneres als diese jungen Menschen zu sehen, die sich völlig vergessen und Spaß am Spiel, Spaß am Miteinander und an sich haben und das ausleben.
Endlich hatte ich das Gefühl, sie bekommen etwas für ihre Mühen, sie lernen ihre Stimme und ihren Körper einsetzen; in verschiedene Charaktere schlüpfen; alternative Verhaltensweisen in geschütztem Rahmen ausprobieren; Emotionen ungehindert ausleben und nicht zuletzt Literatur interpretieren.
Jedes Jahr empfinde ich es als Geschenk der Schüler an mich, wenn sie mir und den anderen in der Gruppe so sehr vertrauen und auf die Bühne gehen und sich zeigen.
Danke Euch allen!
Unsere Stücke:
2009 „Wie wichtig es ist, ERNST zu sein“ (Oscar Wilde)
2010 „Die Gelehrten Frauen“ (Molière)
2011 “Hexenjagd“ (Arthur Miller)
2012 „Der Held der Westlichen Welt“ (J.M. Synge)
2013 „Yvonne“ (Witold Gombrowitcz)
2014 „Rumors“ (Neil Simon)
2015 „Antigone“ (Sophokles)
2016 „Wintermärchen“ (Shakespeares)