Am 1. Februar 2023 machten alle Schüler und Schülerinnen der Stufe 9 gemeinsam mit Herrn Markowitsch, Herrn Wasner und Frau Schweikert eine Exkursion in das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof.
Gerade die Jüngeren unter euch werden sich jetzt wahrscheinlich fragen, was ein Konzentrationslager (KZ) ist. Konzentrationslager spielten eine Schlüsselrolle in der Geschichte des 2. Weltkrieges. Damals wurden Konzentrationslager genutzt, um Menschen, die ein Dorn im Auge der deutschen Führung waren, einzusperren. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen Arbeitslagern und Vernichtungslagern. In Vernichtungslagern wurden Menschen systematisch durch Erschießungen, Unterernährung oder auch Vergasungen umgebracht. Arbeitslager hingegen hatten das Ziel der Vernichtung durch Arbeit. Millionen Menschen mussten täglich stundenlang bei unzureichender Nahrung und schutzlos dem Wetter und völlig der Willkürlichkeit der Wachmänner ausgesetzt Arbeit im Sinne der Nationalsozialisten leisten. Weigerten sich die Menschen wurden sie meisten erschossen. In Konzentrationslager wurden in der Vorkriegszeit aber auch während des Krieges hauptsächlich Juden, aber auch Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen, Sinti und Roma, politische Gegner oder „Aufständische“ und Kommunisten verschleppt.
Ein solches Arbeitslager besuchte also die Stufe 9.
Am 01.02 treffen wir uns also um 7:45 vor dem Bismarck Gymnasium. Wir steigen in einen Bus, mit dem wir erst einmal 2 Stunden fahren. Bei Natzweiler angekommen, steigen wir alle an einem Bahnhof aus. Herr Markowitsch erzählt uns, dass die Häftlinge dort mit Zügen, meist nach vielen Stunden Fahrt, bei der sie sich nicht bewegen durften, ankamen. An dem Gebäude ist ein Blumenkranz, der an diese Gräueltaten erinnern soll, niedergelegt. Dann steigen wir wieder in den Bus und fahren im französischen Elsass eine enge Straße in die Nähe des ehemaligen KZ hoch. Dabei hören wir eine deutsche Version des Liedes „Die Moorsoldaten“, welche von ehemaligen Häftlingen geschrieben wurde. Als wir dann schließlich endgültig den Bus verlassen, um zu dem KZ-Gelände zu gehen, ist die Stimmung noch relativ entspannt. Wir folgen Herr Markowitsch einen Weg den Berg hinauf.
Es hat geschneit, deshalb ist der Aufstieg von der Straße zu dem KZ noch zusätzlich erschwert. Wir müssen also in einem langen Gänsemarsch die steile, durch den Schnee extrem rutschige Straße hochlaufen. Als wir schließlich ankommen, fragt uns Herr Markowitsch, wie wir den Aufstieg fanden. Er fordert uns auf uns in die Lage der Häftlinge zu versetzten, die diese Straße mehrmals täglich durchschreiten mussten, um zu ihrer Arbeit, in dem Fall einem Steinbruch in Natzweiler, zu kommen. Häufig hatten die Häftlinge dabei nichts besseres als Holzschuhe.
Unweit des KZ, gerade 100 Meter entfernt, befindet sich die Villa des Lagerkommandanten mit einem Pool. Mich entsetzt dieser Kontrast. Diese Gegenüberstellung des täglichen Sterbens und des Lebens im Luxus. Wie kann ein Mann morgens seine Bahnen in diesem Pool ziehen, in dieser Villa frühstücken und dann zu seiner Arbeit gehen und Tötungsbefehle geben. Ich denke, dieser Ort gab dem Kommandanten ein gewisses Gefühl von Normalität, wo auf gar keinen Fall welche sein sollte.
Als wir dann vor dem Lagertor des früheren KZ stehen, legt sich die fröhliche Stimmung langsam und weichte einer nachdenklichen Anspannung. Wir werden in Gruppen eingeteilt, bekommen Aufgabenblätter und einen Plan des Lagers und haben dann 1 Stunde und 30 Minuten Zeit um in verschiedenen Stationen die Aufgaben zu bearbeiten und uns das Konzentrationslager anzusehen. Eigentlich ist es die Aufgabe, sich von den verschiedenen Stationen durch das Lager leiten zu lassen, allerdings beschließt unsere Gruppe, aber auch viele anderen Gruppen, sich das Lager erst einmal anzuschauen, es auf uns wirken zu lassen und dann zum Schluss die Aufgaben zu machen.
Am Eingang steht oberhalb des Tores ein Schild: Konzentrationslager Natzweiler-Struthof.
Das Lager ist von 2 verschiedenen Zäunen mit ca. 2 Meter Abstand zueinander umzäunt.
Auf der rechten Seite befindet sich ein sehr großes, geschwungenes Gebilde. Auf der inneren Seite dieses Gebildes ist ein auf die Knochen ausgehungerter Mann zu sehen. Auch auf der rechten Seite befinden sich hunderte Gräber von unbekannten Verstorbenen. Auf der linken Seite ist der restliche Teil des Lagers. Wir wollen eine noch stehende Baracke besichtigen, die sich als Küche herausstellt, allerdings ist diese verschlossen. Wir laufen also das Gefälle nach rechts hinunter. Neben uns befinden sich Gedenksteine, die an die Baracken, die sich an diesen Stellen befinden, erinnern. Diese Baracken befanden sich auf Terrassen, welche jetzt von Schnee bedeckt sind. Unten angekommen befinden sich rechts und links 2 weitere Baracken, welche noch stehen. In der rechten befindet sich ein Krematorium. Dort wurden die Leichen der Häftlinge verbrannt. Neben dem Ofen befindet sich dort eine Trage mit Kränzen und Karten, die an die Opfer gedenken. Auch befindet sich hier ein Raum für medizinische Experimente mit einem steinernern Tisch mit Rillen und einem Abfluss, damit das Blut abfließen kann. An diesem Tische wurden mit den Häftlingen Experimente durchgeführt. Ihnen wurde Gift eingeflößt, um Reaktionen und Gegenmittel zu testen.
Die zweite Baracke ist die Gefängnisbaracke. Im Inneren befindet sich ein Prügelbock. Verschiedene Zellen, jede nicht größer als vier Quadratmeter sind Gefängnisse für „ungehorsame“ Häftlinge. Neben dieser Baracke befindet sich ein großes Gedenkkreuz und viele Schilder, die verschiedenen Gruppen von gefallen Häftlingen gedenken. An dieser Stelle befindet sich ein Massengrab von verstorben Menschen. An dieser Stelle wurden genauso verstorbene Menschen wie Fäkalien „entsorgt“. Es heißt, Josef Kramer, der Lagerkommandant, soll mit der Asche der Verstorbenen seine Kartoffelfelder gedüngt haben. Zum Schluss laufen wir am Galgen in der Nähe des Ausgangs vorbei, gehen in ein Museum und erledigen dort unsere Aufgaben. Häufig stehen neben den Baracken Schilder, meist auf Deutsch, Englisch und Französisch. Man erfährt Geschichten von ehemaligen Häftlingen und Zitate von Menschen, die all dies durchgestanden haben.
Wir treffen uns schließlich wieder als Gruppe und gehen in die nahegelegene Cafeteria des CERD um zu essen. Nach 20 Minuten müssen wir diese wieder verlassen, da eine Gruppe eintrifft, die die Tische reserviert hat. Wir laufen also wieder den Weg zu der Stelle, an der der Bus uns abgesetzt hatte. Dort befindet sich eine ehemalige Gaskammer mit einer Ausstellung. Diese besichtigen wir und dabei erfahren wir die Geschichte von 86 jüdischen Frauen und Männern, die im Sinne der Rassentheorie (man wollte einen körperlichen Unterschied zwischen Arier und Juden feststellen) in der Gaskammer ermordet wurden. Die Namen und Geschichten hinter diesen 86 Menschen wurden von dem Historiker und Journalist Hans-Joachim Lang aufgedeckt. Leider müssen wir die Ausstellung aufgrund des Eintreffens unseres Busses früh verlassen. Auf dem Rückweg hören wir uns eine französische Variante des Liedes „Die Moorsoldaten“ an. Gegen 15:30 Uhr treffen wir wieder am Bismarck-Gymnasium ein und unsere Exkursion ist beendet.
Obwohl ich mir der Geschichte und der Brutalität der Konzentrationslager und der Soldaten, die dort „gearbeitet“ haben bereits bewusst war, schockieren mich die Erfahrungen, die ich in Natzweiler gesammelt haben. Ich finde es schrecklich, dass es (immer noch) Menschen gibt, die glauben, dass der Holocaust gerechtfertigt war. Ich finde es richtig und wichtig, dass man im Rahmen der Schule ein Konzentrationslager besichtigt, weil wir die Vergangenheit niemals vergessen dürfen und dafür sorgen müssen, dass so etwas in der Zukunft nie wieder vorkommen darf. (Naomi Gucul (9a))